MALM zermalmt

Informatiker (zumindest die, die hin und wieder mal einen Computer zusammenschrauben) kennen das Problem: Die einzelnen Komponenten müssen zusammenpassen. Dafür gibt es Standards: Wie groß ein Teil sein muss, wieviel Volt eine Leitung haben muss, wie schnell Daten übertragen werden, … Ein kompliziertes Thema, denn nicht immer passt alles so, wie es soll und wie man es sich wünscht. Abhilfe ist oftmals, alle Komponenten vom selben Hersteller zu kaufen. Dann sind die einzelnen Teile aufeinander abgestimmt.

Was für Computer funktioniert, das muss es doch auch für Möbel tun.

Große Hersteller achten auf sowas.

Schweden sind gründlich.

Denkste!

Ich durfte jetzt erfahren, dass mein schwedisches Lieblings-Möbelhaus es mit den Standards und vor allem der Kompatibilität nicht so zu haben scheint.
Von vorne: Man stelle sich einen Studenten vor, der ein neues, großes Bett haben möchte. Student, also implizit wenig Geld, also erstmal zu IKEA. Dort findet der Student auch ein schönes Bett. Nehmen wir einfach mal an, der Student entscheidet sich für das Bett MALM mit 200×140 cm Liegefläche. Weil der Student keinen eigenen Lieferwagen hat sondern nur auf Kosten der Eltern mit dem Kombi unterwegs ist, wird erstmal nur das Bett gekauft und der Erwerb des Lattenrostes auf später verschoben. In der Zwischenzeit wird der kleinen Schwester ihr Lattenrost geklaut, die kleine Schwester ist nämlich nicht zu Hause. Eine Stunde und erstaunlich wenig Flucherei später steht das Bett, das Lattenrost der Schwester ist eingelegt, die Matratze obendrauf gepackt und der Student freut sich auf seine obligatorischen 14 Stunden Schlaf in seinem neuen Bett. Aber weil es noch vor Mitternacht ist, geht der Student erst noch einmal feiern, kommt irgendwann wieder nach Hause, setzt sich auf sein Bett und findet sich Sekundenbruchteile einige Zentimeter tiefer wieder: Das Lattenrost hält leider nicht auf den Metallschienen von MALM.
Na gut, denkt sich der Student, das Lattenrost ist ja nicht von IKEA, kann ja mal passieren. Also ab zu IKEA, dort ein Lattenrost gekauft (und ja, es hat die richtige Breite und Länge), nach Hause, aufbauen, Schwesterchens Lattenrost zurück in ihr Zimmer, neues, schwedisches Lattenrost zusammengebaut, eingelegt, Matratze drauf, Student drauf, krach.
Auch zu schmal.
Hm…
Nun ist der Student etwas ratlos. Als Informatiker weiß er, dass Produkte eines Herstellers ja üblicherweise ganz gut miteinander harmonieren. Gut, kann ja mal passieren, dafür hat das schwedische Möbelhaus ja eine Hotline. Anrufen, zehn Minuten in der Warteschleife warten, mit einer hochmotivierten Mitarbeiterin reden, erfahren, dass als einzige Möglichkeit die Reklamation des gesamten (!!!) Bettes und des Lattenrostes bleibt. Weil ist so, kann sie nix machen, die Filiale vor Ort könnte nur das Geld erstatten.

Der Student braucht aber das große Bett, um gut zu schlafen.

Also ab in den Baumarkt, zwei breite Metallschienen holen, die Originale abschrauben, die breiten anschrauben, das Lattenrost drauf, Matratze „on top“, Student drauf – hält!

Was lernt uns dat?
– IKEA ist Do-It-Yourself
– „Interoperabilität“, „Standardgröße“ und „Kompatibilität“ lassen sich offensichtlich nicht ins Schwedische übersetzen
– Ein Bohrer ist des „Studenten-mit-kaputtem-Bett“es bester Freund
– Betten sind komplizierter als Computer
– Ich kann endlich in Ruhe schlafen


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