Von Freitag bis heute waren Johannes und ich mit acht anderen Leuten auf dem vom IAC organisierten „Survival Weekend“. Was hatten wir uns darunter vorgestellt? Nun, eigentlich in erster Linie, ein wenig weg von der Stadt zu sein und endlich mal etwas von Finnland zu sehen. Also Bilderbuchbilder halt 😉
Was haben wir bekommen? Der Reihe nach. Wir sind also Freitag Abend um fünf los und waren gegen sechs an unserem Häuschen. Die Tatsache, dass wir die letzte halbe Stunde der Fahrt alle fünf Minuten trotz Spikes die Warnung „We just go so slowly because the street is frozen!“ hörten und während derselben Zeit keine Menschen gesehen haben lässt sich damit erklären, dass wir in der Mitte von Nirgendwo waren. Sehr schön, das ließ ja hoffen… Während wir den Bully ausgeladen haben, schrie Verneri, dass er jetzt alle Jungs zum Zeltaufbau braucht! Kurze Verwunderung, dann war klar, dass wir die Nacht in einem finnischen Armeezelt, Marke Achteck verbringen würden. Zur Erinnerung: Es ist Dezember und wir sind in Finnland und es liegt überall noch zentimeterhoher Schnee… Aber gut, es ist ja schließlich das Survival-Weekend. In der Zwischenzeit wurde die Sauna vorgeheizt (250 Meter weg, für später merken). Nachdem das Zelt stand und wir die Toilette gefunden hatten (100 Meter vom Haus entfernt), haben wir ein wenig gegessen. Man geht schließlich nicht mit leerem Magen in die Sauna. Wir (Jungs zumindest) sind also alle brav zur Sauna gewatschelt und haben uns reingesetzt. Und festgestellt, dass 110 Grad im obersten Level gar nicht soooo kalt sind… Und festgestellt, dass man sich bei Temperaturen um den Nullpunkt hervorragend nach der Sauna nackt im Schnee wälzen kann! Bilder davon gibt’s glaube ich keine, wenn doch werden die natürlich nachgereicht.
Um nochmal auf die Distanz Sauna – Haus zurückzukommen: Rennt diese Strecke niemals nackt und barfuß! Es tut an den Füßen irgendwann schweineweh! Glaubt es Johannes und mir, die zu doof waren, genügend finnischen Gerstensaft mitzunehmen… Nach ca. drei Stunden Sauna hatten wir dann alle genug und der restliche Abend bis um drei wurde mit Kartenspielen und sonstigen Spielen in geselliger Runde verbracht 😉 War nett. Bis es dann ins Bett ging. Denn im Zelt war es zunächst sehr warm – dem Heizofen sei dank. Problem: Warm ist er nur, wenn er mit Holz befeuert wird. Und das brennt bekanntlich irgendwann ab und wärmt dann nicht mehr. Schätzungsweise um sechs Uhr morgens war das der Fall… Ab da wurde es dann richtig kalt. Nicht lustig, wenn man sich nicht sicher ist, ob man vom Schnarchen einer anderen Person oder von der Kälte wach wird. Und auf Toilette zu müssen ist auch nicht gerade hilfreich… Na ja, bis zwölf habe ich dank Verneris Nachheizaktion um sieben dann doch noch geschlafen 😉
Tag zwei: Erster Eindruck: Es ist kälter als gestern! Und wir waren uns darüber alle einig. Plan für den Tag war eine Wanderung irgendwohin. Da wir ja erst um zwölf aufgewacht waren und es um vier schon wieder dunkel wird, mussten wir uns beeilen und sind um halb zwei losgekommen. Über Stock und Stein und Sumpfgebiete mit abenteuerlichen Wegen ging es zu einem Aussichtspunkt mit Grillplatz, wo wir unser Mittagessen zu uns genommen haben. Und anschließend wieder zurück. Während der Wanderung wurde unsere Erwartung in tolle Naturansichten übrigens voll erfüllt – wie die Bilder zeigen.
Als erstes nach Wiederankunft in der Hütte wurde das wichtigste für den Abend gemacht, nämlich: Sauna vorheizen (dauert drei Stunden, bis die heiß ist) und Loch in den zugefrorenen See neben der Sauna machen. Wofür das gut ist, kann sich jeder denken: Sauna -> rausrennen -> Eisbaden. Das wurde dann auch gemacht – von einigen zumindest. Ich bin ein Weichei und hab’s sein gelassen. War mir dann doch zu extrem, zumindest an dem Abend. Bin aber ja noch einige Zeit hier… Tja, der Abend wurde dann nach einem Essen mit finnischer Erbsensuppe und ein paar Spielen beendet.
Sonntag haben wir nur noch aufgeräumt und sind wieder zurück in die Stadt. Allerdings erst, nachdem wir eine Runde Forestsoccer gespielt haben: Man nehme einen Basketball, lasse ungefähr die Hälfte der Luft raus, gehe in den Wald, nehme sich irgendwo zwei Bäume pro Team, die als Tore dienen und versuche dann, Fußball zu spielen. Gar nicht so einfach, wenn es mehr Bäume als Quadratmeter auf dem Spielfeld gibt. Spaß allerdings macht es!
Das war also unser „Survival Weekend“. Auch wenn von vorneherein klar war, dass wir überleben würden, so war es doch eine lustige Sache und ich habe dabei sogar was gelernt:
– Es bestehen Unterschiede zwischen 30-Euro-Schlafsäcken und 150-Euro-Schlafsäcken
– Gleiches gilt für Isomatten
– Finnen sind kälteunempfindlich (was wir daran gesehen haben, dass die drei- bis vierjährigen Kinder hier bei Null Grad noch ohne Handschuhe rumlaufen und finnische Jacken eigentlich gar keinen Reißverschluss brauchen, weil die eh nie zugemacht werden)
Danke nochmal an Saku und Verneri für die tolle Organisation des Wochenendes!